Die Streitschlichtung
Konflikte gehören zum Leben wie die Luft zum Atmen. Bei Konflikten in der Schule kann man drei Ebenen unterscheiden: Zur untersten Ebene gehören harmlose Streitigkeiten, die ständig vorkommen und die Kinder und Jugendliche sehr gut alleine lösen könnten.
Im mittleren Bereich trifft man viele gewaltvolle Handlungen an, die oft "im Kleinen" beginnen und dann bis hin zu Schlägereien eskalieren. Es sind scheinbare Kleinigkeiten, die aber für die Betroffenen selbst, insbesondere bei jüngeren Schülern, große Bedeutung haben können und oft zu großen psychischen Belastungen führen können: Rangeleien, Beschimpfungen, Beschädigungen von Sachen, Vordrängeln, nicht mit spielen lassen, Auslachen, Hänseln, Hetzen, Petzen, Missachten von Regeln, Einschüchtern, Schikanieren und Verängstigen sind nur einige dieser Erscheinungsform.
Bei Konflikten auf diesen beiden Ebenen setzt das Konzept "Streitschlichten durch Schüler/innen" an unserer Schule an.
Neben den bereits genannten beiden Ebenen kann es allerdings auch eine dritte kriminelle Ebene von Konflikten an der Schule geben, wo Körperverletzung, Sexualvergehen, Waffengebrauch, Raub oder Erpressung eine Rolle spielen. In diesen Fällen kann das Streitschlichtungs-Modell nicht mehr greifen. Hier sind andere Stellen wie Schulleitung, Eltern, Beratungsstellen, Jugendamt oder Polizei einzuschalten.
Das Streitschlichter-Modell an der GMS Deizisau sieht vor, dass Schüler/innen der Jahrgangsstufen 4 - 8 zu Streitschlichtern ausgebildet werden. Die Ausbildung selbst erfolgt kompakt an mehreren Nachmittagen und vermitteln zunächst die Grundlagen und Prinzipien der Streitschlichtung - die Mediation.
Diese läuft in der Regel folgendermaßen ab:
- Den Beteiligten werden die Regeln erklärt.
- Es wird geklärt, was passiert ist.
- Es wird besprochen, wie sich die Beteiligten gefühlt haben.
- Es wird geklärt, was vor dem Streit war.
- Es werden Lösungsvorschläge gesammelt.
- Es wird ein Vertrag geschlossen und ein Nachtreffen vereinbart.
Die dazu notwendigen Gesprächsregeln und Gesprächstechniken werden über Rollenspiele eingeübt und gefestigt. Nach bestandener „Abschlussprüfung“ bekommen alle Beteiligten eine „Streitschlichterurkunde“ und einen entsprechenden Vermerk im Zeugnis.
Bei der Ausübung ihrer neuen Tätigkeit werden die Streitschlichter vor allem in den ersten Wochen und Monaten je nach Bedarf mehr oder weniger intensiv von ihrem Ausbilder, bzw. von routinierteren Streitschlichtern begleitet und unterstützt.
Da die meisten Schlichtungen in der großen Pause stattfinden, haben die Streitschlichter im Erdgeschoss des Hauptgebäudes ein Streitschlichtbüro zur Verfügung gestellt bekommen, in dem sie während dieser Zeit immer erreichbar sind. Nach Bedarf können aber auch Termine außerhalb der Pausenzeiten mit den beteiligten Schülern und Schülerinnen vereinbart werden.
Was ist das Ziel?
Die Streitschlichter lernen wichtige soziale Schlüsselkompetenzen, wie z.B. Toleranz gegenüber Andersdenkenden, den konstruktiven Umgang mit Konflikten, bessere sprachliche Ausdrucksformen, Arbeiten im Team, usw.
Das soziale Klima der Schule wird insgesamt gefördert. Indem die Schule den konstruktiven Umgang mit Konflikten zu einem zentralen Aspekt des Schulprofils wählt und praktisch verfolgt, kann eine einheitliche Konfliktkultur entstehen.
Die Streitschlichtung unterstützt die Partizipation und Identifikation von Kindern und Jugendlichen mit ihrer Schule.
Da die Schüler mehr Eigenverantwortung für ihre Konflikte übertragen bekommen, werden außerdem die Lehrkräfte entlastet. Somit bleibt mehr Zeit für die pädagogischen Kernaufgaben.
Zudem kann das Konzept die Beziehungen der Streitenden schonen, bei der Integration von verhaltensauffälligen Kindern helfen und das Selbstvertrauen der Schüler fördern.